Markus & Brigitte

Hammerfest 94 – Skaldi E6 – Leaibevuotna E69 Honningsvag – Nordkapp

Der Tag beginnt mit etwas Sonnenschein und die Temperatur ist ca. 15 Grad, also gar nicht so kalt auf über 70°30′. Gut, die Sonne scheint ja schon über 8 Stunden, als wir uns um 08.30 aus den warmen Federn quälen. Mit der Mitternachtssonne habe ich fast jegliches Zeitgefühl verloren. Gestern habe ich nach dem Nachtessen meine Berichte geschrieben, es war taghell und als ich auf die Uhr schaute, war es schon kurz vor 23.00 Uhr!

Wir verlassen den Campingplatz kurz nach 10.00 Uhr und fahren auf den Hausberg von Hammerfest auf den 86m hohen Salen.

Wir geniessen die wunderschöne Aussicht auf Hammerfest und die benachbarte Inselwelt. Eigentlich erwarten wir das südwärts gehende Hurtigruten-Schiff um 10.30 Uhr. Aber kein Schiff in Sicht – es wird wohl Verspätung haben.

Hammerfest ist die nördlichste Stadt der Welt und liegt fast 1’000km nördlich vom Polarkreis und damit auf der Höhe von Mittel-Grönland! Hammerfest bedeutet „an die Feldwand geschmiedet“. Leider ist von früher nur gerade die Grabkapelle geblieben – sie überstand die von der deutschen Wehrmacht im 1944 gelegte Feuersbrunst – alles andere lag damals in Schutt und Asche. Die Stadt wurde neu aufgebaut und hat heute rund 10’000 Einwohner.

Viel gibt es in Hammerfest eigentlich nicht zu besichtigen – ausser die Kirche, den Hafen und natürlich den weltweit berühmten Isbjornklubben = Eisbärklub. Plötzlich wird uns klar, dass wir sofort in die Stadt müssen und den Eisbärklub besuchen, bevor die Turris vom Schiff gelassen werden.

Also husch den Berg runter und im Hafengebiet einen Parkplatz suchen. Kein Problem: Erstens sind uns ja am Freitagabend alle Einheimischen mit Sack und Pack ins Wochenende strebend, entgegen gefahren. Zweitens scheint sich der Norweger am Samstagmorgen nicht vor 12.00 Uhr auf die Strasse resp. ans Tageslicht zu getrauen. Der Bär ist also höchstens im Klub los und nicht in der Stadt.

Wir finden den Isbjornklubben gleich neben dem Hafengebäude der Hurtigruten. Es ist noch still drinnen und wir beantragen gleich die Klubmitgliedschaft. 10 Minuten später sind wir beide Mitglieder des königlichen Eisbärenklubs der löblichen Handelsstadt Hammerfest und Ihrer Küstenregion. So heisst es im Zertifikat No. 255641 und 255 642, das wir mit einem Ausweis sowie der beliebten Eisbärennadel aus Silber und Emaille erhalten. Jedes Jahr werden wir nun zum berühmten Eisbärenklub-Treffen am 3. Sonntag im Januar nach Hammerfest eingeladen….nah es ist ja gleich um die Ecke, hinter Müllheim links, dann gerade aus……nach 4’000km links zum Hafen….!

Dann hören wir die „Nordnorge“ mit lautem Gehupe in Hammerfest einlaufen. Ziemlich genau 5 Minuten später ist der Klubladen vollgestopft mit Deutschen, Schweizern und anderen Turris vom Schiff. Mit erhobenem Haupt gehen wir an den Nichtklubmitgliedern vorbei nach draussen….smile!

Wir besichtigen die architektonisch schön aussehende Kirche und haben Glück: 2 Minuten nach Ankunft beginnt ein halbstündiges Orgelkonzert.

Dann geht es wieder zum Hafengelände zurück, unsere Parkuhr ist abgelaufen…noch sind die Preise nicht wie in Zürich, aber das Geld nehmen sie auch von den Lebenden – Nkr 20 pro Stunde (Fr. 2.50) im hohen Norden!

Wir fahren nochmals auf den Salen und schauen zu wie die Hurtigruten um 13.00 Uhr mit einer halben Stunden Verspätung den Hafen von Hammerfest verlässt und zwischen Inseln langsam entschwindet.

Nach dem üblichen Wochenend-Einkauf verlassen wir die nördlichste Stadt mit neuem Ziel: Nordkapp. Nach ein paar Kilometern müssen wir auf offener Strasse anhalten – weidende Rentiere mit Jungen stehen zum Teil direkt auf der Strasse.

Dann geht es zurück auf das Festland und auf die norwärts gehende E6.

Es hat viel weniger Verkehr als ich glaubte – wenn uns einmal 2-3 Autos hintereinander entgegen kommen, scheint es mir schon fast wie eine Kolonne. Es geht kilometerlang der einsamen Küste entlang, die vor allem aus Schieferplatten besteht. Dann verschwindet die Strasse im 6 kilometerlangen Tunnel unter dem Mageroysundet durch. Ueber 200m geht es hinunter, dann ebenso steil wieder auf Meerniveau hinauf. Der lahme Holländer-Camper vor uns mag nicht mehr so recht und wir schleichen den letzten Kilometer mit 50km / h dem Tunnelausgang entgegen.

Gegen 16.30 erreichen wir die letzte grössere Ortschaft Honningsvag. Sie hat rund 3’000 Einwohner und lebt vor allem vom Tourismus, denn hunderte von Kreuzfahrtschiffen legen jährlich hier für den Ausflug zum Nordkapp an. Auch heute liegt ein Schiff der Princess-Cruise vor Anker.

Noch sind es 30 km bis zum nördlichsten Punkt von Europa. Leider verschlechtert sich das Wetter zusehend und wir fahren direkt zum Campingplatz Kirkeporten, der noch 10km südlich vom Kap liegt.

Entweder morgen Sonntag oder spätestens am Montag – dann soll es wirklich mehrheitlich schön sein – werden wir unser Glück am Nordkapp versuchen. Es hat Hochnebel, sogar ein kleiner Sonnenstrahl hat uns jetzt erreicht und draussen geht ein auffrischender Wind bei knapp 10 Grad.